Nächste Veranstaltung: ITEC Clubabend, 25.03.2025 – Alle ITEC Events
Dabei stellen wir den CIOs und CDOs aus dem Norden Fragen zu ihrer Arbeit oder ihrem Unternehmen und bitten um ihre Einschätzung zum IT-Standort Hamburg und zum IT-Executive Club. In dieser Ausgabe haben wir mit Achim Tappe, CDO bei FEHRMANN MaterialsX, am Steg an der Alster über seinen Werdegang in der IT, die entscheidenden Eigenschaften eines erfolgreichen CDOs und seine Sicht auf Hamburg gesprochen.
Name: Achim Tappe
Position: CDO
Unternehmen: FEHRMANN MaterialsX
FEHRMANN MaterialsX entwickelt hochleistungsfähige Aluminiumlegierungen für 3D-Druck, Guss- und Extrusionsanwendungen. Mit der KI-gestützten Lösung MatGPT revolutioniert das Unternehmen die Materialinnovation und verkürzt Entwicklungszeiten von Jahren auf Tage.
Interview geführt von: Franziska Schmottlach
Januar 2025
Ich bin dabei, weil ich persönliche Netzwerke auf Entscheider-Niveau für sehr wichtig halte. Gerade bei der zunehmenden Komplexität und Geschwindigkeit der Veränderung in der IT („VUCA“ - volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) ist der persönliche Austausch und die fachliche Diskussion mit anderen Expert:innen wichtiger denn je. Den Club habe ich ganz einfach via Internet-Recherche gefunden – die professionelle und gleichzeitig vertraute Atmosphäre hat mich sofort begeistert.
Ursprünglich komme ich aus der Wissenschaft (Chemie & Astrophysik): Ich war u.a. bei der NASA am Caltech/JPL und in Boston am Harvard Center for Astrophysics in den USA. Zu dieser Zeit kam gerade die erste große „Big Data“ Hype-Welle und ich habe die Gelegenheit für einen Karrierewechsel in den damals noch jungen Data Science Bereich genutzt. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Nach zehn Jahren ist der Anteil von Data Science in meinem Job kleiner und der von KI Strategie- und Management deutlich größer geworden.
Gerne! Fehrmann kommt als fast 130 Jahre altes Hamburger Familienunternehmen aus den Bereichen high-performance Metalle und innovative Fenstersysteme für Spezialschiffe. Neue high-performance Materialien sind heutzutage bei fast allen Produktinnovationen unerlässlich und gerade dort wollen wir mit MatGPT die Innovationsgeschwindigkeit von Industrieunternehmen radikal erhöhen. Im Englischen spricht man von „materials informatics“ und MatGPT kombiniert, wie der Name schon andeutet, klassische KI (machine learning) und Simulation mit GPTs, also großen Sprachmodellen auf Transformer-Basis. Die Sprachmodelle liefern durch die Verknüpfung mit wissenschaftlichen Quellen das umfangreiche Materialwissen, das kombiniert mit der Simulation und KI die Materialinnovation drastisch beschleunigt. Materialinnovation klingt zwar abstrakt, aber dahinter stecken Dinge wie leistungsfähigere Batterien, leichtere und sicherere E-Autos, ein geringerer CO2-Fußabdruck sowie eine erhöhte Recyclingfähigkeit, neue Wirkstoffe, etc.
Der Bereich Software ist neu in der 130-jährigen Unternehmensgeschichte und das klare Ziel ist es diesen Bereich als digitales Geschäftsmodell weiter auszubauen und international zu skalieren. Das geht nur mit einem innovationsfreudigen Management und Unternehmergeist.
Eine wichtige Inspiration ist definitiv der momentane GenAI (generative artificial intelligence) Trend, der sich mit exponentiell wachsender Geschwindigkeit entwickelt. Das unterschätzen die meisten Firmen hierzulande immer noch. Mich faszinieren besonders die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und das hohe Wertschöpfungspotential.
Fehrmann ist hier ein Spezialfall als kleine, aber hochinnovative Deep-Tech Gruppe mit externer IT. Der Fokus liegt bei uns auf Cloudanwendungen (XaaS), wobei wir selbst mit MatGPT ein SaaS Produkt entwickeln, und schlanken Strukturen in Analogie zum Lean Startup Ansatz. Der Transformationsprozess ist hierbei der Aufbau des schon genannten neuen digitalen Geschäftsmodells mit maximaler Effizienz und Geschwindigkeit. Dabei spielen agile Softwareentwicklung gepaart mit tiefem Material-Domänenwissen eine entscheidende Rolle. Diese sehr unterschiedlichen Welten geschickt über KI, Daten und moderne Software zu kombinieren, ist dabei die Kernherausforderung.
Ein Zitat, das mir vor etwa 20 Jahren als junger Forscher am NASA JPL begegnet ist, lautet: „If a trend becomes obvious, you are too late!“. Also mein Rat: Drei Schritte vorausdenken und dazu vor allem über den deutschen Tellerrand in die internationale Szene schauen und sich dort gute Kontakte aufbauen. Am besten ist es natürlich, selbst eine Zeit im Ausland zu verbringen, insbesondere an Orten, an denen die IT-Innovation gerade aktiv stattfindet. Dabei lernt man automatisch eine Menge über unterschiedliche Kulturen und Menschen, was einem später in einer Führungsrolle definitiv zugutekommt.
Ich freue mich ebenfalls! Danke an Euch alle, die den Club nicht nur am Laufen halten, sondern erfolgreich weiterwachsen lassen!